Weihnachten stand vor der Tür, und meine Braut und ich standen uns noch
fremd gegenüber. Da war es schwer für mich, das richtige Geschenk zu finden.
Nach langer Überlegung entschied ich mich, ihr ein Paar Handschuhe mit
einem Brief zu übermitteln.
Ich kaufte in demselben Geschäft noch ein paar Schlüpfer für meine
Schwester. Sie hatten innen Seidenglanz und außen waren sie rauh. Durch die
Dämlichkeit des Verkäufers sind die beiden Päckchen vertauscht worden, so
daß meine Braut die Schlüpfer mit dem Brief bekam, der für die Handschuhe
bestimmt war.
Nun stellt euch vor, meine Braut saß am Heiligen Abend erwartungsvoll unter
dem Baum in freudiger Stimmung. Da erhielt sie das Päckchen mit dem Brief:
Liebe Else,
lange habe ich nachgedacht, womit ich Dir als Zeichen meiner Liebe eine
kleine Freude machen kann. Natürlich habe ich gemerkt, was Du am nötigsten
brauchst. Gern wäre ich dabei, wenn Du sie anziest. Am liebsten zöge ich
Dir sie selbst an. Verlebe glückliche Tage darin.
Ich habe mit Absicht
eine Nummer zu klein gekauft, denn sie weiten sich mit der Zeit, und es
sieht am Besten aus, wenn sie recht prall sitzen. Die Wahl war schwer. Es
waren auch lange da, bis an die Gelenke. Aber ich dachte mir, je kürzer,
desto besser. Es gab auch welche mit Pelzfutter, aber es geht ja zum
Frühjahr, wo Du ja, wie ich weiß, gar keine trägst. Ich wollte Dir auch
erst lederne schenken, mit weißen Stulpen und reizvollen Motiven. Aber ich
entschloß mich, die Durchbrochenen zu nehmen.
Verliere sie nicht, wenn
Du irgendwo eingeladen bist, lasse sie nicht liegen. Zieh' sie erst halb
an, trage sie nicht heruntergeklappt. Ich habe mit Absicht Reißverschluß
genommen, falls Du es einmal sehr eilig hast. Wenn es mal sehr warm ist,
sieht es schick aus, wenn sie beim Spazierengehen graziös aus der Tasche
hängen.
Sie werden auch nicht lange sauber bleiben, denn viele Leute haben
schmutzige Finger! Wenn Du sie reinigen wilst, dann begieße sie mit
Benzin und setze Dich damit in den Park in die Sonne. Wenn sie Dir nicht
gefallen, kannst Du sie umtauschen. Der Verkäufer probiert Dir gerne
andere an. Wenn sie kaputt sind, und Du sie nicht mehr gebrauchen kannst,
wirf sie bitte nicht weg, sondern gib sie mir; man kann damit so schön
seine Brillengläser putzen.
Dein Emil
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