Glibber - Gedichte und Briefe
Glibber - Gedichte und Briefe
     


Die Maiandacht
Neulich habe ich Bohnen gegessen,
ich war so richtig darauf versessen.
Hab' danach zwei Stunden auf dem Lokus gesessen.
Ich habe getan, was man in solchen Fällen tut,
doch kein Erfolg in den zwei Stund'.
Um halb acht war dann Maiandacht,
an die Bohnen habe ich dabei nicht mehr gedacht.

Der Pfarrer predigt grad vom "Jüngsten Gericht",
da steigt mir der Angstschweiß ins Gesicht.
Er redet vom Heulen und vom Zähneknirschen,
und die Bohnen fangen an, sich zum Ausgang zu pirschen.
Von Höllenqualen, vom Teufelsgestank,
da kam mir die Idee, dem Himmel sei Dank.

Nach links und rechts, da tat ich linsen:
"Bauts, da geht mir der Erste durch die Binsen!"
Den Zweiten hatte ich noch unter Kontrolle,
doch der Dritte, der haut dann direkt in die Volle'.
So drei bis fünf sind mir jetzt schon heimlich entwischt.
Die Beter werden plötzlich so aschfahl im Gesicht.

Vorsichtig schau ich die Kirche endlang
und einer nach dem andern sinkt unter die Bank.
Meine Nachbarin meint: "Was stinkt er wieder,
in diesem Mai, am Altar, der Flieder!"
Die letzten Worte kann sie nur noch lallen,
dann ist sie auf die Kniebank gefallen.

Der Pfarrer ruft: "Was ist denn bloß?"
Aus dem Turm schallt's zurück: "Hier ist die Hölle los!"
Da wird der stutzig und sagt sehr streng:
"Daß der Mief nicht mit seiner Predigt zusammenhängt."
Und als dann einer aus der Kirche eilt,
meint er: "Das habe ich doch gar nicht so gemeint!"

Den Küster sieht man nun aus der Sakristei rausrasen,
meine Bohnen hatten ihm das ewige Licht ausgeblasen.
Er ist aber nur bis an die Altarstufen gekommen,
schnappt nach Luft, wackelt benommen,
fängt an zu kippen, sucht verzweifelt nach einem Halt,
doch meine Bohnen erwischen ihn kalt.

Dann, plötzlich, ertönt sehr lauter Gesang:
Am 30. Mai ist der Weltuntergang!"
Nun ließ ich es krachen aus allen Rohren.
Der Kirchenchor sang: "Menschen, die ihr ward' verloren!"
Und plötzlich ist einer in den Beichtstuhl gestürzt,
denn die Bohnen waren ja sehr gut gewürzt,
dort stöhnt er dann auf mit lautem Geschrei:
"Verzeihung - Verzeihung, ich alles bereu!!"

Dem Pfarrer streuben sich jetzt die Haare.
Er kommt vom Chor mit langem Talare
und schreitet so dann gar nicht mal bang
bedächtig durch den Mittelgang.
Dabei will er das Weihwasser benützen.
Ich denk: "Das wird dir auch nichts nützen!"

Er dreht sich um und füllt sein Weihrauchfaß.
Darauf habe ich gewartet, das gibt 'nen Spaß.
Denn als er mit mir auf gleicher Höhe,
da donnert's dazwischen wie Engelsgetöne.
Er verdreht die Augen und dann kommt der Sturz,
das verträgt auch nicht jeder, Weihrauch mit --- Bohnen!!!

Seine letzten Worte waren: "Das ist zuviel,
hier hat der Teufel seine Hände im Spiel!!!


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.07.2008, 20:02 Uhr