Glibber - Computer und EDV
Glibber - Computer und EDV
     


Wie man mit einem Home-Computer so richtig glücklich wird
Der Computer ist die wohl großartigste Erfindung seit der Erfindung des Klopapierhalters. Nur daß der Klopapierhalter praktischer ist. Stör dich nicht dran. Kauf dir einen. Einen Computer. Wenn du ihn nicht kaufst, kaufen ihn die anderen. Und was die anderen haben, mußt du doch auch haben, oder? -- Ehrensache.

Bevor du einen Computer kaufst, solltest du dir allerdings folgende Fragen stellen: Hab` ich zuviel Geld? Hab` ich zuviel Zeit? Hab` ich elektrotechnisch nicht schon in der Schule bei der Transistorschaltung passen müssen? -- Kannst du alle drei Fragen mit einem aufrichtigen "Ja" beantworten, dann nichts wie ran: Du bist der ideale Mann. Ein Computer ist genau das, was dir gerade noch gefehlt hat.

Geh in das Geschäft, wo du dir bislang immer die Radiergummis und Oktavheftchen gekauft hast, marschiere stracks auf die Ecke zu, wo seit neuestem auch ein paar dieser häßlichen, viereckigen Plastikfernseher mit dem toten Bildschirm stehen, mache die Augen zu und tippe auf irgendeinen. Sie sehen sowieso alle gleich aus.

Laß dich mit dem Verkäufer auf keinerlei Fachgespräche ein. Entweder der hat genauso wenig Ahnung wie du, oder er hat jede Menge Ahnung. Und je mehr einer Ahnung von Computern hat, desto weniger kann er dir erklären. Im übrigen ist es eh wurscht, was für ein Modell du dir unter den Arm klemmst und mit nach Hause schleifst: Morgen ist deine Kiste eh schon wieder überholt. Und 1 und 1 zusammenzählen können sie alle. Das Ergebnis lautet 2.

Zu Hause wird erst mal ein Bierchen aufgemacht, die Pappkartons auf den Biedermeierschreibtisch gestellt und die gute, alte mechanische Schreibmaschine sorgfältig weggeschlossen. Die wird nämlich bald eine gesuchte Rarität sein, weil sie ohne Strom funktioniert, und dir den überteuerten Anschaffungspreis deines Computers über kurz oder lang mehrfach wieder reinbringen.

Pack den ganzen Krempel aus und schmeiß als erstes die Bedienungsanleitung weg. Du erkennst sie daran, daß sie dick ist wie die Bibel und ungefähr zehnmal so langweilig. Bleib borniert und auf dem Standpunkt, daß ein Gerät, das sich dir nicht vom nackten Ansehen erschließt, eh eine Fehlkonstruktion ist.

Der kleine Fernseher heißt Bildschirm, die plattgehauene Schreibmaschine mit den klapprigen, schlapprigen Plastikstöpseln heißt Tastatur und der ganze Kabelkram ist eine einzige Katastrophe. Wenn du Lust hast, steck einfach jeden Stecker da rein, wo er paßt und lies auf keinen Fall, was über den dazugehörigen Buchsen geschrieben steht: Das sind alles kauderwelschige Fremdausdrücke -- und mit so was sollte man sich gar nicht erst abgeben.

So, jetzt lehn dich schön zurück, trink ein weiteres Bier und freu dich daran, daß es nun in deinem Zimmer plötzlich aussieht wie in einem Büro. Das wolltest du doch schon immer haben, oder? Bekomm in Gottes Namen keine Ehrfurcht vor diesem schweigenden Gerät vor dir: Es ist innen hohl und strohdoof. Von alleine wird es nie einen Piep tun, geschweige denn einen guten Spruch anbieten. Alles, was rauskommt, muß man vorher erst reintun. Das bedeutet Arbeit. Und hast du dir einen Computer gekauft, um dir Arbeit zu machen? Eben!!

Greif also zum Telefon, ruf den Nachbarsjungen an und lies ihm die unbegreifliche Buchstaben und Zahlenkombination vor, die auf deinem Computer am größten aufgedruckt steht. Er wird durchs Telefon rote Ohren kriegen und dich anbetteln, umgehend auf einen Sprung rüberkommen zu dürfen. Gewähr es ihm: Jemand, der etwas auf sich hält, sollte niemals selbst seinen Heimcomputer bedienen.

Der kleine Knilch wird dir im Nu die Maschine anwerfen und sich an öden und endlosen Buchstaben- und Zahlenketten auf dem Fernseher begeistern wie ein Neandertaler über "Vom Winde verweht". Versuch gar nicht erst zu verstehen, was der kleine Kerl unentwegt vor sich hinbrabbelt, während er Stöpseltasten klappern läßt. Die ganze Computertechnikerei ist in Wirklichkeit so eine Art gigantisches, weltweites Arbeitsbeschaffungsprogamm von Männern für Männer, die keine Freundin haben. Mach ein weiteres Bierchen auf und beauftrage deinen Tippsklaven, zum Warmmachen das örtliche Telefonbuch abzuspeichern. Er wird selig sein.

Du wirst staunen, was für eine endlose Menge überflüssiger Mist in deinen Computer paßt. Die Fußballergebnisse der letzten 10 Jahre inkl. Kreisliga? Kein Problem. Die Lottozahlen der letzten hundert Jahre? Inkl. Zusatzzahl? Kein Problem. Wirf dem Bürschchen deinen Riesenhaufen ungeordneter Quittungen hin und laß ihn deine Steurerklärung machen. Computer sind nämlich irre praktisch, vorausgestzt, man hat jemanden, der den ganzen Mist eintippt.

Stell deinem Freund dann noch ein trockenes Käsebrot und ein Glas Leitungswasser hin, klopf ihm anerkennend auf die Schulter und geh ins Bett, wenn du es noch findest. Schlaf getrost ein. Du hast ein gutes Werk getan: Du hast mit deiner Investition die Weltwirtschaft angekurbelt, ein junger Mensch mehr ist weg von der Straße und dein Computer arbeitet, egal was. Mehr kann man nicht verlangen.

Wenn du in der Nacht wach wirst, weil du einen irren Durst hast zum Beispiel, und auf der Suche nach etwas Brandwasser zufällig am Sicherungskasten vorbeikommst, dreh für einen kurzen Moment die Hauptsicherung heraus und sei gewiß, daß dem armen Wicht vor deiner Elektrogurke in diesem Moment die Haare zu Berge stehen. Das schadet ihm nix: Computergläubige müssen lernen, mit Schicksalsschlägen fertig zu werden.

Am nächsten Morgen solltest du deinem Sklaven mit einem extrastarken Kräutertee verwöhnen. Er wird inzwischen auf dem Stuhl hängen wie ein modriger Waschlappen und dir mit viereckigen Augen stolz ein hochmodernes Plastikteil hinhalten, das er Diskette nennt und auf dem noch garantiert noch Platz ist. Laß ihn zur Belohnung deine Plattensammlung archivieren und sortieren. Nach der Länge der Titel, versteht sich. Bei dieser Gelegenheit kommt auch endlich mal Ordnung ins Regal.

So geht der Tag herrlich vorbei, Sportschau und alles. Laß dich auf keine Diskussion ein, wenn der Bursche dich rotäugig zur Anschaffung eines sogenannten Druckers bewegen will. Ein Drucker macht nur unnötig Krach, spuckt unendliche Kilometer perforierten Papiermists aus und hat ein Schriftbild wie Omas Häkelkissen. Laß den Burschen zur Entspannung den ganzen bisherigen Sermon vom Bildschirm per Hand abschreiben. Das ist pädagogisch wertvoll und überdies gut für den kleinen Computerfreak, damit er weiß, was er eigentlich machen soll, wenn auf der ganzen Welt mal plötzlich der Strom ausfällt.

Zum Ausklang könntest du deinen Freund noch an etwas gute Literatur heranführen und ihn "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi abspeichern lassen. Mach es ihm schmackhaft, indem du ihm den geheimen NATO-Codier-Auftrag verrätst, alle im Buch vorkommenden "Unds" durch "Erbsensuppe" und alle "Fjodor Iwanowitschs" durch "Heinz" zu ersetzen. Er wird begeistert sein. Erfreu dich daran, welchen herrlichen Unsinn deine Maschine klaglos erledigt, köpf ein neues Bierchen und meditiere über den Ausdruck "Künstliche Intelligenz" und darüber, ob es sinnvoll ist, einen Maschine gegen sich selbst Schach spielen zu lassen.

Dann schick das Bürschchen nach Hause, aber nicht, ohne daß er dir noch die Diskette mit den Telespielen in den Schacht geschoben hat. Nun genieße deinen Computer nach Herzenslust und denk immer daran: Das, was du nun gerade in finsterer Nacht allein an deinem Bildschirm machst, machen gerade weltweit hunderttausende anderer fortschrittlicher Heimcomputer-Besitzer in ihren Kämmerchen auch.

Das --- und nix anderes.

Wenn sie es inzwischen nicht wieder ganz altmodisch vorziehen, mit ihrer Freundin im Bett zu liegen.


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.07.2008, 19:15 Uhr